In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die Bedeutung und Anerkennung der Urban Art Bewegung weltweit immer sichtbarer. Der Begriff Urban Art wurde in den 90er Jahren im Bereich Graffiti sporadisch verwendet und versucht heute verschiedene Kunstformen im öffentlichen Raum zu vereinen, ob skulpturale, konzeptionelle Interventionen im urbanen Raum, Wandmalereien (Muralism), Street Art oder Graffiti Writing. Inwieweit es sich um die größte Kunstbewegung des 21. Jahrhunderts handelt, darüber wird weiterhin diskutiert. Sicher ist: Urban Art greift im urbanen Raum einer Stadt ein, wirkt an der Stadtgestaltung mit, ist Kommunikationsmittel zwischen BürgerInnen und BesucherInnen der Stadt und steht in Wechselwirkung mit deren schnelllebigen Leben und Wandel. Sie ist eine Form der Kommunikation und Vermittlung von künstlerischen Positionen für jeden. Sie überrascht, regt an, verschönert, verstört oder verärgert, auf jeden Fall ist sie lebendig und lässt niemanden gleichgültig. Die gemeinsame globale bildnerische Sprache, die viele KünstlerInnen teilen, ist länder-, kultur- und generationsübergreifend. Somit kann urbane Kunst, über die bildende Kunst hinaus, ein wichtiges Medium für Bildung, Erziehung und Vermittlung sein.
In vielen Ländern unterstützen mittlerweile große Institutionen Urban Art Projekte, bedeutende Museen und Galerien zeigen Ausstellungen und präsentieren Urban Art KünstlerInnen, Publikationen erscheinen, Städte laden zu Festivals ein, Biennalen und Messen finden statt.
Die wichtigen Akteure der Urban Art Szene in Berlin sind langjährige aktive Vertreter der älteren und jüngeren Generation. Verteilt in der ganzen Stadt organisieren sie seit vielen Jahren einzelne Veranstaltungen. Im Tacheles lebten Mitte der 90er Jahre einige Künstler, die im urbanen Raum eingriffen. Die Galerie Urban Art Info von Jürgen Große in 2001 war eine wichtige Anlaufstelle und Laborraum für internationale KünstlerInnen, die im urbanen Raum aktiv waren. Die „Backjumps“- Ausstellungsreihe ab 2003 im Kunstraum Bethanien (mit ersten offiziell bemalten Brandwänden) öffnete neue Wege. Auch das Neurotitan im Haus Schwarzenberg mit Wechselausstellungen, das ehemalige Stattbad Wedding mit Ateliers und Galerie, die Stroke Art Fair, das Urban Affairs Festival, das Urban Spree auf dem RAW Gelände, und auch das ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, alle haben einen Großteil dazu beigetragen diese Kunstbewegung in Berlin zu unterstützen und zu fördern. Initiativen wie der Hip Hop Stützpunkt (From Here To Fame), der Verein Berlin Massive oder die Graffiti Lobby Berlin (die den ersten Graffiti Kongress und Vorstellung von Graffiti im Abgeordnetenhaus organisiert hat), haben internationalen Künstleraustausch und Anerkennung der Graffitikultur schon früh mit Workshops, Festivals und Hip-Hop-Jams mitbewirkt. Die StreetUniverCity hat seine Jugendarbeit u.a. schon lange mit Graffiti Writing erweitert, so auch das Graffitiarchiv. Spezialisierte Galerien wie die Circle Culture Gallery, ATM Gallery, JR Gallery, das Schau Fenster, BC Gallery oder Open Walls bespielen die Stadt mit einem internationalen Ausstellungsprogramm. Organisationen und Künstleragenturen wie Street Art Berlin, Circus of Styles, 0815 Design und XI Design bemalen stadtweit Brandwände (Murals) und setzen Kunstprojekte um.
All diese AkteurInnen arbeiten dabei sowohl lokal als auch national und international, und auch mit dem Ziel Berliner KünstlerInnen zu unterstützen. Die Arbeit der Szene wird von zahlreichen Publikationen und Blogs zum Thema begleitet. In Berlin-Schöneberg eröffnete das erste Museum für Urban Contemporary Art 2017, das seinen Anspruch als Vertreter der Kunstform beweisen möchte. Das Street Art Projekt im selben Jahr von Berlin Art Bang e.V. hat mit dem Projekt “TheHaus” gezeigt welche unglaubliche künstlerische Energie und großes Potential es in der Berliner Urban Art Szene gibt und wie interessiert die Menschen daran sind, wenn sie eingeladen werden dies miterleben zu dürfen. Das „Berlin Mural Fest“ hat 2018 über 20 neue Brandwand-Gestaltungen in der Stadt hinterlassen und mit Block Parties gefeiert.
Weitere Infos zur Urban Art Szene in Berlin findet sich auf der Webseite des „Kreis der urbanen Szene“ unter: www.urbanvisit.org